Wissenswertes über Geigenharz (Kolophonium)

Rohkolophonium wird hauptsächlich aus dem Harz der Kiefern (Pinus) von der es 110 Arten gibt gewonnen. Speziell die gemeine Kiefer oder die Waldkiefer (Föhre) gilt als ertragreicher Harzlieferant. Das Verbreitungsgebiet liegt in Europa, Asien (Taiga) und forstlich in Nordamerika und Neuseeland.

Tanne, Fichte, oder Lärche liefern weit weniger Harz. Daher werden aus diesen Harzen gewonnene Produkte meist nur als Beigabe zur Erzeugung von Geigenharz verwendet.
Namensgeber des Kolophoniums war übrigens die alte, lidysche Stadt Kolophon (heutige Türkei) wo besonders gutes Kolophonium erzeugt wurde, damals noch für medizinische und magische Räucherungen eingesetzt.

Zusatzstoffe

Je nach Geigenharzerzeuger, Rezeptur und Anwendungsgebiet (Violine, Cello, Kontrabass) werden dem möglichst hochwertigem Rohstoff verschiedene Zutaten beigemengt:

  • Scharrharz – stammt von Fichten oder Föhren. Vom Baum abgekratzte Harzrückstände die zur Weiterverarbeitung noch gründlich gereinigt werden müssen
  • Lärchenterpentinöl – durch Destillation aus Lärchenterpentin gewonnen
  • Venezianischer Terpentin – gewonnen durch Anbohren des Kernholzes der europäischen Lärche
  • Lärchenharzbalsam – dickflüssiges wertvolles Harz von einem mind. 25 Jahre altem Baum
  • Carnaubawachs – aus einer brasilianischen Palmenart. Abgeschnittene Blätter werden im Wasser ausgekocht wodurch sich das besonders harte Wachs verflüssigt und abgeschöpft wird.
  • Bienenwachs
  • Balsamterpentinöl – durch Destillierung und Filterung des portugiesischen
  • Kiefernharzbalsam
  • Mastix – Harz einer kultivierten Pistazienart aus Griechenland

Die Aufzählung mag unvollkommen sein gibt aber in etwa eine Überblick über die Stoffe die dem Rohkolophonium bei der Erzeugung von Geigenharz zugefügt werden.
Selbstverständlich ist die genaue Zusammensetzung des fertigen Geigenharzes das ganz besondere Geheimnis der einzelnen Produzenten und basiert zum Teil auf alten Rezepturen.

Anwendung

Der Musiker erhält nunmehr ein rundes oder rechteckiges, helles oder dunkles Stück Geigenharz und will es optimal anwenden.

Erste Frage die sich stellt: Aufrauen oder verwenden wie gekauft – nämlich glänzend und glatt? Ist das Geigenharz nicht zu hart so kann es wie gekauft gebraucht werden.
Verwendet man eine neue Marke so empfehlen alle namhaften Geigenharzerzeuger die Bogenhaare vorher gründlich zu reinigen. Am besten mit einem Saitenreiniger unter Zuhilfenahme eines Tuches oder einer sauberen Zahnbürste. Ist dies geschehen, den Bogen über das Geigenharz führen (oder umgekehrt) bis die Bogenhaare genug Harz aufgenommen haben.
10 – 12 mal bei frisch gereinigtem Bogen sollten ausreichen. Bei einem bereits kolophoniertem Bogen sind 6 – 7 Striche genug. Während des Auftragens ist es von Vorteil das Geigenharz ständig zu drehen. So wird Rinnenbildung vermieden.
Auch wenn es fallweise zu unerwünschten Nebenwirkungen (viel Kolophoniumstaub) kommt – keinesfalls zuwenig Kolophonium auftragen. Die verminderte Haftung kompensiert der Musiker meist mit erhöhtem Druck auf den Bogen. Dadurch geht  das Gefühl für den Einsatz des Eigengewichts des Bogens verloren und der Ton wirkt „hineingepresst“. 

Wirkung des Geigenharzes

Kolophonium dient zur Verstärkung der notwendigen Haftreibung. Es haftet an der rauhen Oberfläche der Bogenhaare, dessen sogenannten Widerhaken alleine nicht in der Lage wären die Saite zu erfassen. Dies lässt sich mit einem nicht kolophoniertem Bogen leicht beweisen.
Durch die verstärkte Haftreibung ist der Bogen (eigentlich die Bogenhaare) in der Lage die Saite aus ihrer Ruhelage zu bringen. In Strichrichtung des Bogens bewegt sich auch die Saite. Ist die Spannung (Rückstellungskraft) der Saite größer als die Haftreibung schnellt sie zurück.  
In dieser Phase entsteht durch die enorme Geschwindigkeit Wärme, die das Kolophonium zu einem Gleitfilm verflüssigt, auf dem die Saite in der Gleitphase zurückschnellt. Wo die Energie dieser Phase verbraucht ist und die Hitzeentwicklung der Gleitbewegung endet, wird die Saite mit den Haaren durch das erstarrte Kolophonium verschweißt und der Vorgang beginnt von neuem.  
Während dieser Zeit entstehen beim Wechsel zwischen Haft- und Gleitreibung kurze Impulse, sogenannte Haftstöße, die den ganzen Geigenkörper zum Schwingen anregen und als Geräusch wahrnehmbar sind.  
Die beschriebenen Bewegungen der Saiten sind nicht ident mit den Bewegungen des Bogens. Während einer einzigen Bogenbewegung entstehen unzählige der beschriebenen Schwingungsphasen.